Vinyasakrama
Vinyasakrama, auch Vinyasa-Krama, Vinyasa Krama, Krama, Sanskrit: vinyāsa-krama, m, wörtlich „Bewegungsabfolge“, von Sanskr. krama, wörtlich „der Schritt“; Sanskr. nyasa, wörtlich „platzieren“; Sanskr. vi, wörtlich „in besonderer Weise“.
1. Einleitung
Vinyasakrama beschreibt das Prinzip des überlegten und sinnvollen Aufbaus einer Yogastunde; mittelfristig den Aufbau eines Yogakurses und langfristig die (eigene) meist langjährige Yogapraxis.
2. Entwicklung
Vinyasa krama betrachtet das einzelne Asana, die Abfolge der Asanas in einem Vinyasa (Ablauf) und die weitere Entwicklung der Yogapraxis über einen längeren Zeitraum hinweg.
Die Überlegung bezieht die Ausgangposition des Übenden mit ein (bspw. seine Tagesform, körperliche Einschränkungen, die Gesamtverfassung), das Ziel, welches erreicht werden soll, und die sinnvollen Schritte, die den Übenden zum Ziel bringen sollen.
Dabei ist krama der Schritt, der gegangen werden soll, und zwar in die richtige Richtung.
Die Schritte beinhalten zum einen die ordentliche Vorbereitung des Körpers (purvanga) auf ein Ziel-Asana (madhyanga), bspw. der Bogen (dhanurasana). Die Vorbereitung kann aus sanfteren Rückbeugen bestehen, wie etwa die Schulterbrücke (dvi pada pitham), um die Rückenmuskulatur zu erwärmen und die Körpervorderseite zu dehnen. Nach dem madhyanga folgt die uttaranga-Phase, der Ausklang, der uns wieder in einen Zustand versetzt, in dem wir wieder in den Alltag zurückkehren können.
Alle drei Phasen (purvanga, madhyanga und uttaranga) beinhalten auch Ausgleichsübungen, pratikriyasana, welche die Wirkung des jeweils vorangehenden Asanas nicht aufheben, aber mögliche negative (langfristige) Folgen vermeiden sollen. So sollte bspw. nach einer kräftigen Rückbeuge stets eine sanftere (dynamische) Vorbeuge folgen.
3. Von der Yogamatte ins Leben
Mittel- bis langfristig können sich mit einer sinnvollen Yogapraxis körperliche Grenzen verschieben. Ebenso ist es möglich, dass geistige Prägungen (samskaras) sich verändern, vielleicht sogar auflösen und somit den Weg für neue Handlungsfelder freimachen.
"Vinyasa krama ist also ein Konzept, das von den richtig aufgebauten Schritten in unserem Übungsweg handelt. Es ist ein grundsätzliches Konzept des Aufbaus einer Yogapraxis, gleichgültig, ob sie āsana, pranayama oder einen anderen Aspekt betrifft. Es kann sogar ein Leitfaden dafür sein, wie wir Aufgaben, die uns der Alltag immer wieder stellt, bewältigen können." (Desikachar, S. 46)
Literaturangaben und Erklärungen:
Huchzermeyer, Das große illustrierte Yoga-Lexikon, 1. Auflage 2022, Verlag W. Huchzermeyer
T.K.V. Desikachar, Yoga – Tradition und Erfahrung, Vianova, 5. Auflage, Petersberg, 2009, ISBN 978-3-928632-00-3