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Pranayama

Pranayama, Sanskrit: prāṇāyāma, m., wörtlich „den Atem ausdehnen“.


1. Einführung

Pranayama sind die Atemübungen im Yoga und bilden das vierte Element im achtgliedrigen Pfad des Patanjali.

In einer klassischen Yogastunde folgt das Pranayama nach der Asana-Praxis und bereitet auf die Meditation vor. Dabei ist eine aufrechte, stabile und gleichzeitig mühelose Sitzhaltung essentiell, um einen bestmöglichen Atemfluss zu ermöglichen.


2. Atemtechniken

Im Pranayama werden verschiedene Atemtechniken angewendet, bei welchen die Regulierung des Atems in Nase, Kehle, Mund oder kombiniert erfolgt. Der Ort oder auch die Technik der Regulation wird als desa bezeichnet.


2.1 Nase

Bei allen drei Varianten werden die jeweiligen Nasenflügel mit Hilfe der Handhaltung Vishnu Mudra verschlossen.

  • Nadi-Shodhana, die Nasenwechselatmung: Aus- und Einatem über einen Nasengang, dann Seitenwechsel.
  • Candrabhedana, Mondatmung: Einatem links, Ausatem rechts.
  • Surya-Bhedana, Sonnenatmung: Einatem rechts, Ausatem links.
2.2 Kehle
  • Ujjayi, ozeanische Atmung
  • Bhramari, Bienensummen

In Nase und Kehle können Einatem und Ausatem reguliert werden.


2.3 Mund
  • Shitali, Einatem über die längs gerollte Zunge, wirkt kühlend
  • Sit-Kari, Einatem durch die Zähne und quer gerollte Zunge
2.4 Kombinationen
  • Anuloma-Ujjayi, Einatem über Kehle, Ausatem über eine Nasenöffnung
  • Viloma-Ujjayi, Einatem über eine Nasenöffnung, Ausatem über Kehle
  • Pratiloma-Ujjayi, Kombination von Ujjayi (über beide Nasengänge) und Nadi-Shodhana (nur ein Nasengang)
  • Shitali pranayama, Einatem mit Shitali, Ausatem über Kehle oder Nasenöffnung
  • Sit-Kari pranayama, Einatem über Sit-Kari, Ausatem über Kehle oder Nasenöffnung

Kapalabhati, auch "Feueratmung", wird auch den Reinigungsübungen zugeordnet.


3. Atemverhältnis

Kala bezeichnet das Atem-/Zeitverhältnis, womit die Hauptwirkung der Atemübung erzielt wird. Der Einatem, der Halt nach dem Einatem, der Ausatem, sowie der Halt nach dem Ausatem können gezielt in ein bestimmtes Verhältnis zueinander gesetzt werden. Die Bezeichnungen variieren je nachdem, ob man das Yogasutra oder die Hatha(yoga)pradipika heranzieht.

  • Einatem: abhyantara vrtti (YS), puraka (HP)
  • Halt nach Einatem: stambha vrtti (YS), kumbhaka (HP)
  • Ausatem: bahya vrtti (YS), recaka (HP)
  • Halt nach Einatem: stambha vrtti (YS), kumbhaka (HP)

Das natürliche Atemverhältnis besteht (ungefähr) aus 2-0-3-0, also 2 Takte Einatem, 0 Takte Halt nach dem Einatem, 3 Takte Ausatem, 0 Takte Halt nach dem Ausatem.

Eine anregende, den Einatem betonende Praxis wird als brmhana bezeichnet und könnte bspw. so aussehen: 4-2-4-0

Eine beruhigende, den Ausatem betonende Praxis wird als langhana bezeichnet und könnte wie folgt aussehen: 4-0-8-2


4. Wiederholungen

Samkhya beschreibt die Anzahl der Wiederholungen der Atemzüge in der jeweiligen Technik (desa) und im jeweiligen Atemverhältnis (kala). Dabei sind 12 Atemzüge eine sehr übliche Praxis.


5. Wirkungen

Positive Effekte des Pranayama sind u.a. die Verbesserung der Atemqualität, des Atemvolumens und eine vermehrte Abgabe von Kohlendioxid. Bei einer regelmäßigen Praxis wird der Atem dirgha sukshma (sanskrit), übers. lang und fein. Techniken des Pranayama werden auch begleitend angewendet bei der Therapie von Lungenerkrankungen.

Auf das Mental hat jedwede Form der (bewussten) Atemführung eine deutliche Wirkung. Je nach Technik beruhigend, anregend, fokussierend, ausgleichend, in jedem Fall aber ordnend. In diesem geistigen Zustand kann der Einstieg in die Meditationsphase erfolgen.

Literaturangaben und Erklärungen:

Huchzermeyer, Das große illustrierte Yoga-Lexikon, 1. Auflage 2022, Verlag W. Huchzermeyer