Newsletter
abonnieren

Wir informieren Sie monatlich über Neuigkeiten rund um Yoga und den BDYoga.

Faszien

Faszie, f., auch Fascie, von lateinisch fascia (Band, Bandage) bezeichnet die Struktur aus Bindegewebe, welches den Körper durchzieht.

1. Einführung

Faszien sind alle kollagenen, faserigen Bindegewebe als Teil des körperweiten Fasziennetzes, Teile davon sind das intramuskuläre Bindegewebe und das Unterhautbindegewebe. Die Gelenkkapseln werden als Verstärkungen von Muskelhüllen, Ligamenten und Sehnen verstanden. Faszien umgeben jeden Muskel, jedes Organ und jede Bandstruktur und vernetzen so unseren ganzen Körper. Das gesunde Netzwerk ist locker und zart wie Spinnenfäden, an manchen Bereichen wiederum dicht und straff verwebt. Diese Gewebe-Resilienz (Widerstandfähigkeit) gibt uns Form und Kontur, weist eine hohe Zugspannung auf, ermöglicht mühelos gleitende Bewegungen und Bewegungsfreiheit der Gelenke in vielerlei Richtungen und Winkel. Im gesunden Körper bilden die Fasern also eine Art Gewebekontinuum, das ständigen Auf- und Abbauprozessen unterliegt. Das Bindegewebe hat eine enorme Anpassungsfähigkeit. Es reagiert auf wiederkehrende Dehn- und Bewegungsbelastungen, indem es seine Länge, Stärke und Gleitfähigkeit verändert. Dabei fungieren die körpereigenen Bindegewebszellen, die sogenannten Myofibroblasten, als aktive Netzwerker, in dem sie nach einer mechanischen Stimulation mehr Kollagen anlegen oder z.B. bei Bewegungsmangel Kollagen abbauen. So nimmt z.B. durch das alltägliche Gehen die Oberschenkelfaszie an der Außenseite spürbar an Festigkeit zu.

2. Bewegung ist alles

Endoskopische Videoaufnahmen der oberflächlichen Faszienschicht zeigen, dass einige Faszien zart wie ein Spinnennetz sind, mit durchsichtig schimmernden Fäden und wie mit glänzenden Tautropfen benetzt. Entlang der perlenartigen Strukturen gehen immer wieder kleine Fibrillen nahtlos aus großen Fibrillen hervor. Dieses den Körper in jede Richtung durchziehende Gewebekontinuum ist von einer zähflüssigen Substanz durchtränkt, die der Konsistenz und Klebrigkeit rohem Eiweiß ähnelt und aus Zuckereiweißverbindungen und Wasser besteht. Die Gesundheit des Fasernetzes ist unmittelbar an die Gesundheit der Grundsubstanz gekoppelt. Ist diese in Balance und in Bewegung, dann sind es auch die Faszien. Hier ist Bewegung alles, die Grundsubstanz muss ähnlich einem Fluss ständig in Austausch und Bewegung sein. Bewegungsmangel, Fehlernährung, Entzündungen und Stress treffen diesen ‚inneren Ozean‘ im Kern, was nachhaltige Folgen für die Struktur und Qualität des Bindegewebes nach sich zieht.

Wasser spielt bei der Funktionalität der Faszien eine wichtige Rolle. Zu intensive oder einseitige Belastungen und Bewegungsmangel führen zu einer Entwässerung des Gewebes. Dadurch geht dem Bindegewebe die Elastizität und damit die Belastungs- und Regenerationsfähigkeit verloren.

3. Myofasziale Verbindungen

Faszien haben ‚Anatomische Zuglinien‘, die wie Linien durch den ganzen Körper verlaufen und durch bestimmte Schnittpunkte verschiedene Wirkungen an unterschiedlichen Körperteilen hervorrufen können. Diese werden als ‚Myofasziale Verbindungen‘ bezeichnet.

Die Struktur des Fasziennetzes ist eine Kombination aus Spannungs- und Kompressionselementen. Die Kompressionselemente drücken nach außen gegen die Spannungselemente, die nach innen ziehen. Herrscht Gleichgewicht der beiden Kräfte ist die Struktur stabil. Diese Struktur zeichnet sich durch Elastizität aus. Wenn man sie zu sehr belädt, wird sie brechen. Myers bezeichnet dieses Konstrukt als ‚Tensegrity-Strukturen‘.

Die Faszien verlaufen lt. Myers wie Linien durch den ganzen Körper. Durch bestimmte Schnittpunkte können sie verschiedene Wirkungen an unterschiedlichen Körperteilen haben. Das bedeutet, dass Schmerz nicht am ursprünglichen Ausgangsort, sondern an ganz anderer Stelle spürbar werden kann. Er nennt diese Linien ´myofasziale Ketten`, die in ´myofasziale Meridiane` verlaufen. Hierbei sind zunächst die oberflächlichen Frontallinie (OFL) und die oberflächliche Rückenlinie (ORL) zu unterscheiden.

4. Myofasziale Meridiane

Der Begriff „myofaziale Verbindung“ beschreibt die Verknüpfung zweier Richtungen entlang der Körperlängsachse und benachbarter und in einer Linie befindlicher Strukturen innerhalb des strukturellen Netzes. „Myofasziale Meridiane“ bezeichnet eine verkettete Serie dieser miteinander verbundenen Strecken aus Sehnen und Muskeln. Eine myofasziale Verbindung ist somit ein Bestandteil eines myofaszialen Meridians. Um Verwechslungen zu vermeiden sei darauf hingewiesen, dass es sich hier um keine Akupunktur-Meridiane handelt. Es sind Zugkraftlinien, die auf der klassischen westlichen Anatomie basieren; Linien, die Spannung und Bewegung entlang der das Skelett umgebenden Myofaszie durch den Körper weiterleiten. Myofascial-Release nach Ward ist die Technik, mit der gearbeitet wird. Dabei geht es um die Dehnung einer Faszie unter Einbeziehung der Muskelaktivität, des Twists und der Atmung. Ward bezeichnete dies als „Point of Entry“– der optimale Eintrittspunkt in die Faszie oder die optimale Dehnposition zur Dehnung und Verwringung der Faszie.

Literaturangaben und Erklärungen:

Schleip & Divo, Faszienforschung, aus: Schleip R.D., 05/2013, Medicalsport network

Thömmes, Frank, Faszientraining, Copress Verlag in der Stiebner Verlag GmbH, München, 2014, S. 15

Myers, Thomas W., Anatomy Trains, Myofasziale Leitbahnen, Urban & Fischer Verlag, 2010, S. 6