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Baum

Baum, Sanskrit: vrikshāsana, n, Baumhaltung, von vṛkṣa (Baum)

Im Hinduismus werden insbesondere alte Bäume verehrt. Man nimmt sie als lebendige Wesen mit eigenen Empfindungen wahr, und als Wohnstätte von Halbgöttern schreibt man ihnen große Kräfte zu.

1) Beschreibung

Vrikshasana ist eine asymmetrische Gleichgewichtshaltung im einbeinigen Stand. Dabei wird der Fuß des Spielbeins an Knöchel, Wade, Knie, Innenoberschenkelseite oder Leiste des Standbeines angelegt. In dieser Reihenfolge kann sich die/der Yogapraktizierende mittels einer langfristigen Praxis an das Asana herantasten. Das angewinkelte Knie zeigt nach außen, soweit die Hüften dies zulassen. Vorbereitende Übungen für die Hüften sind ratsam.

Die Hände können zunächst vor dem Brustbein aneinandergelegt werden. In dieser Haltung werden der einbeinige Stand und das Gleichgewicht eingerichtet. Die Arme werden dann nach oben gestreckt, die Handinnenflächen berühren sich.

Alternativ können die Arme auch geöffnet und somit eher seitlich gehalten werden. Das sorgt für Weite in Nacken und Schultern und ermöglicht einen freieren Atem.

In Vrikshasana streckt sich der ganze Körper nach oben wie ein Baum.

Es ist zu beachten, dass sich das Becken in der Haltung nicht verzieht. Ausweichbewegungen in Form eines Anhebens der Hüfte sind meist auf der Seite des angewinkelten Beines (Spielbein) zu beobachten. Das Becken sollte waagerecht und nach vorne ausgerichtet bleiben.

Es kann helfen, den Blick auf einen Fixpunkt zu richten, um das Gleichgewicht besser zu halten. Manchen YogiNis hilft es auch, bei geöffneten Armen die Fingerkuppen von Daumen und Zeigefinger aneinanderzulegen, so als ob man sich in der Luft festhält.

Nach ein paar Atemzügen folgt der Seitenwechsel.

2) Wirkungen

Auf körperlicher Ebene wird die tiefe Rückenmuskulatur trainiert, ebenso der Gleichgewichtssinn. In den Beinen und Füßen werden Muskeln, Knöchel und Gelenke gekräftigt. Die Hüften werden geöffnet. Bei nach oben gestreckten Armen werden die Muskeln in den Schultern deutlicher beansprucht.

Auf mentaler Ebene kann ein Gefühl von Stabilität und Ausgeglichenheit entstehen. Das Asana fördert die Konzentration und innere Ruhe, welche gleichzeitig Voraussetzungen für das Gelingen von Vrikshasana sind. Die Praxis macht überaus deutlich, wie sehr äußere und innere Ruhe in Verbindung stehen. Denn wenn die Gedanken unruhig sind und der Tag bspw. sehr hektisch war, so wird die Haltung des Baumes meist weniger gut gelingen. Dem kann mit Vairagya, der Gleichmut, begegnet werden.

Literaturangaben und Erklärungen:

Huchzermeyer, Das große illustrierte Yoga-Lexikon, 1. Auflage 2022, Verlag W. Huchzermeyer

Ulrich Ott, Yoga für Skeptiker, 2013, O.W.Barth-Verlag, München

Leslie Kaminoff, Yoga Anatomie, 2. Auflage, 2015, riva-Verlag, München