Rückblick und Zukunftsthemen
Am 2. September 2024 fand die digitale BVPG-Statuskonferenz "Prävention und Gesundheitsförderung: gemeinsam weiterentwickeln und gestalten" statt.
Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums des Verbandes erläuterte BVPG-Präsidentin Dr. Kirsten Kappert-Gonther zu Beginn der Veranstaltung, wie sich die BVPG im Kontext der gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen weiterentwickelt und als Dachverband die wesentlichen Entwicklungsschritte der Prävention und Gesundheitsförderung in Deutschland maßgeblich mitgestaltet hat.
Für die Zukunft hat die BVPG unter Beteiligung ihrer 136 Mitgliedsorganisationen folgende vier Themen definiert: "Klimawandel und Gesundheit", "Bewegung, Sport und Gesundheit", "Psychische Gesundheit" sowie "Gesundheitliche Chancengerechtigkeit". In vier Fachvorträgen folgte eine Auseinandersetzung mit diesen Zukunftsthemen.
Dem Zusammenhang von "Klimawandel und Gesundheit" widmete sich Dr. Karin Geffert vom Lehrstuhl Public Health and Health Services Research am Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Geffert betonte, dass viele Maßnahmen für den Klimaschutz auch positiv für die Gesundheit und umgekehrt seien. Diesen "Mehrgewinn" gelte es zu nutzen. Sie forderte zudem, den "Health in All Policies"-Ansatz auf "Health for All Policies" zu erweitern und den Vorteil von Gesundheit für andere Politikbereiche stärker zu kommunizieren.
Prof. Dr. Klaus Pfeifer vom Lehrstuhl für Sportwissenschaft am Department für Sportwissenschaft und Sport der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg erklärte zum Thema "Bewegung, Sport und Gesunheit", dass "die Gesamtkosten des Bewegungsmangels hierzulande auf 14,5 Milliarden Euro geschätzt werden." Bei den Zielgruppen seien soziale Gradienten erkennbar. "Personen mit zunehmendem Alter und niedrigerem sozioökonomischen Status bewegen sich immer weniger", so Pfeifer. Über eine intersektorale Zusammenarbeit könne eine erfolgreiche Bewegungsförderung umgesetzt werden. Diese habe für die Gesellschaft viele Vorteile: mehr Gesundheit, mehr Lebensqualität und mehr Teilhabe.
Zum Thema "Psychische Gesundheit" referierte Prof. Dr. Steffi G. Riedel-Heller, Direktorin am Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health des Universitätsklinikums Leipzig. "Die Prävention psychischer Störungen ist möglich", sagte Riedel-Heller. "Sie bekommt durch die aktuellen großen gesellschaftlichen Entwicklungslinien einen weiteren Bedeutungszuwachs." Es gebe erhebliches Präventionspotenzial. "Wir brauchen konzertierte Aktionen von Wissenschaft, Praxis und Politik!", so Riedel-Heller.
Dr. Dominik Röding, stellvertretender Leiter des Schwerpunkts Prävention am Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Medizinischen Hochschule Hannover, wies in seinem Vortrag zum Thema "Gesundheitliche Chancengerechtigkeit" auf das "Präventionsdilemma" hin. Mit verhaltenspräventiven Angeboten erreiche man vor allem privilegierte Gruppen. "Community-Ansätze" hingegen befähigen benachteiligte Gruppen, ihre Arbeits- und Lebensbedingungen gesünder zu gestalten. Röding forderte, Community-Ansätze auf ihre Wirksamkeit zu evaluieren und bei Nachweis der Evidenz in die Regelfinanzierung zu überführen.
Im Anschluss an die Vorträge hatten die über 400 Teilnehmenden der Fachveranstaltung die Möglichkeit, die vier Themenschwerpunkte mit den Expertinnen und Experten des Vormittags und BVPG-Vorstandsmitgliedern in den Diskussionsforen zu vertiefen.
Die ersten Inhalte der Veranstaltungsdokumentation zur Statuskonferenz sind jetzt auf den Dokumentationsseiten unter www.bvpraevention.de veröffentlicht. Die Dokumentation wird sukzessive um weitere Inhalte ergänzt.
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